In dieser Arbeit wird versucht, Peirces Philosophie bezuglich des Pragmatismus
und der Zeichenauffassung darzulegen und auf den Valenzbegriff einzugehen, den
er fur die Analyse des Pradikats einfuhrt.
Charles Sanders Peirce (1839-1914) gilt als Begrunder des amerikanischen
Pragmatismus und der modernen Semiotik. Obwohl heute in vielen Bereichen
zunehmend von Pragmatismus die Rede ist, wird er als Philosophie bislang noch
nicht genug wahrgenommen oder gar als solche anerkannt. Der Kernpunkt des
Pragmatismus lautet, dass alles Denken letztlich der Steuerung unseres Verhaltens
und damit dem Erreichen unserer lebenspraktischen Ziele dient. Peirce distanziert
sich von William James, der Peirce stets als Urheber des Pragmatismus zwar
anerkannt, aber seine pragmatische Konzeption des Denkens zum Teil unabhangig
von Peirce entwickelt hat. Peirce war am Pragmatismus vor allem als einer Theorie
und Methode wissenschaftlichen Denkens interessiert. Seine Philosophie ist mit
der Semiotik, Relationenlogik und Kategorienlehre eng gekoppelt und entwickelt
ein System.
In der Relationenlogik von Peirce ist die Relation nach der Anzahl der Korrelate
dreifach zu unterscheiden: in einstellig, zweistellig und dreistellig, von ihm jeweils
Monade, Dyade und Triade genannt. Peirce vergleicht das relationale Wort,
“Relativ” genannt, mit einem chemischen Atom. Das Relativ ist nichts anderes als
das Pradikat. Wie das Atom eine feste Zahl von offenen Enden hat, hat das
Pradikat eine feste Zahl von Leerstellen. Folglich hat das Pradikat eine Valenz. Die
Valenz unterscheidet sich nach der Anzahl der Leerstellen des Pradikats: ein
einstelliges Pradikat ist monovalent, ein zweistelliges bivalent und ein dreistelliges
trivalent. Diesen drei Pradikaten entsprechen in der Relationenlogik jeweils
Monaden, Dyaden und Triaden.
Die Einfuhrung des Peirceschen Valenzbegriffs hat Kim (2006) schon
vorgestellt, wobei dort nicht von Peirces Leistung in der Sprachwissenschaft,
sondern von der Einfuhrung des Begriffswortes in die Sprachanalyse die Rede ist.
Die Kritik, dass Peirce den Begriff der Valenz nicht fur die Sprachanalyse, sondern
fur seine Relationenlogik eingefuhrt habe, wird in dem Sinne zuruckgewiesen, dass
in der Logik der Gegenstand der Analyse ebenfalls Sprache ist. Ohne Zweifel gibt
es zwischen Logik und Linguistik eine große Schnittmenge, die nicht unbeachtet
bleiben darf.