Sophie Mereau-Brentanos Prozawerke kreisen fast ausnahmslos um Liebe als zentrale Thematik. Die Auffassung von der Liebe als einem Grundprinzip des Lebens verbindet sie mit den Frühromantikern. Das romantische Begehren nach Entgrenzung und Einssein mit der Natur wird auf den Bereich der Liebe übertragen, um in der seelischen Vereinigung mit einem anderen Menschen seine Erfüllung zu finden. Bei Mereau-Brentano handelt es sich einfach um eine Gleichartigkeit der Wirkung von Gefühl und Natur. Dieses Gedanke der Frühomantikerin ist dem heutigen ökologischen Denken ähnlich. Ökologie faßt die Welt als Ensemble integrieter Systeme und Ganzheit auf, in der alles voneinander abhängig ist.
Insbesondere für die Figur Alberts in Das Blütenalter der Empfindung steht die Allmacht der Liebe im Mittelpunkt des Fühlens und Denkens. Nicht als “nüchterner Trinker,” sondern als “glühender Schwelger” möchte er mit “süßer Trunkenheit vom Zauberkelch der Liebe” schlürfen und sich in die Natur wie in ein “Meer von Liebe” versenken und sich darin auflösen. In diesem Werk entwirft Sophie Mereau-Brentano eine Handlung, in der, wie der Titel andeutet, das Gefühl beider Liebenden nicht verdrängt zu werden braucht, sondern über das Stadium der Knospe hinaus zu voller Entfaltung erblühen darf. Erst die Liebe verleiht dem Leben einen Sinn und setzt den Menschen in Einklang mit sich und der Welt. Sie ist das Medium, das die Welt verzaubert und in einem neuen Glanz erstrahlt läßt. Denn die Zerstörung der Liebe bedeutet nicht nur die Zerstörung der Natur, sondern auch die der Menschheit.